Bonding fürs Baby
für einen gelungenen Start ins Leben
Was versteht man unter Bonding?
Unter dem Begriff „Bonding“ versteht man den Prozess der Eltern-Kind-Bindung. Dieser wird durch verschiedene Faktoren bestimmt, die wir positiv beeinflussen können. Das ist nicht nur gut für das Kind, sondern auch für uns. Da hält man ihn endlich in der Hand, den positiven Schwangerschaftstest und sofort gehen die Sorgen los: Ist es gesund? Wie wird die Geburt? Aber auch: Werde ich überhaupt verstehen, was mein Baby von mir will und werde ich das alles schaffen? Da werden vielleicht Freunde gefragt, Ratgeber gelesen oder auch Artikel wie diese. Dabei hat uns die Natur tatsächlich ein „How to Baby“ Programm mitgegeben. Wir müssen es nur zulassen!
Was ist Bonding nach der Geburt?
Ein Fest der Sinne! Schon in der Schwangerschaft nehmen wir ersten Kontakt zu unserem Baby auf. Noch ist die leibliche Mutter klar im Vorteil, da sie die Bewegungen des Kindes z.B. viel früher und stärker spürt als andere. Durch das Bonding bzw. das Bonding Top kann die Zusammengehörigkeit zwischen den Eltern und dem Kind gefördert werden. Es sind ihr Herzschlag und ihre Bewegungen, die das Baby wahrnimmt. Aber auch schon im Bauch hört das Kind Stimmen von außerhalb, die es nach der Geburt wiedererkennen kann. Direkt nach der Geburt beginnt das Wunder der Eltern-Kind-Bindung: Durch das Bonding Top können wir die Bindung verstärken. Wir verlieben uns unsterblich ineinander. Dafür sorgt vor allem das Hormon Oxytocin, das die leibliche Mutter schon durch die Wehen begleitet hat. Das kleine Menschlein ist noch völlig hilflos und auf Wärme, Nahrung und Schutz angewiesen. Was genau es gerade braucht, erkennen wir leichter, wenn wir uns mit allen Sinnen auf einander einlassen:
Den ganzen Körper spüren!
Durch den direkten Kontakt, Haut an Haut, helfen wir dem Baby, seine Körpertemperatur zu halten. Durch das Gehaltenwerden spürt es seine eigenen Grenzen. Das ist eine ganz neue Erfahrung außerhalb des Fruchtwassers. Das Baby entwickelt so ein Gespür für sich selbst in der Schwerkraft.
Die Stimmen kenn ich doch!
Unsere Stimmen hat unser Kind im Idealfall schon in der Schwangerschaft gehört. Auch wenn jetzt alles anders ist, vermitteln sie jetzt dem Baby Kontinuität und geben Sicherheit. Außerdem bekommt es ein Gespür für unsere Sprache.
Ich kann Dich gut riechen!
Babys riechen einfach unfassbar gut! Besonders das eigene. Auch das Baby lernt, uns am Geruch zu erkennen. Das sind Fähigkeiten, die uns gar nicht mehr so bewusst sind Es macht durchaus Sinn, in der Kennenlernzeit auf starkes Parfum zu verzichten. Das häufige Baden von Babys, das in den 30ern des letzten Jahrhunderts empfohlen wurde und sich teils bis heute noch gehalten hat, wird mittlerweile übrigens als Versuch gewertet, die Eltern-Kind-Bindung über den Geruchssinn zu stören, da damals eine starke Bindung nicht erwünscht war.
Schau mir in die Augen, Kleines!
Sich vor allem am Anfang nicht satt sehen können, das geht vermutlich jedem so. Doch der direkte Blickkontakt hat auch später noch einen auf den ersten Blick überraschenden Mehrwert: Dadurch synchronisieren sich tatsächlich die Herzschläge von Eltern und Kind.
Wie wichtig ist Bonding?
Diese ständig wachsende emotionale Verbindung ist der Grundstein für alle weiteren Bindungen und Beziehungen im Leben unseres Kindes. Ein sicher gebundenes Kind, das erlebt, wie jemand möglichst zeitnah auf seine Bedürfnisse reagiert, entwickelt ein Urvertrauen, das es stark und selbstständig in die Welt entlässt. Umgekehrt haben aber auch wir als Eltern einen unschätzbaren Mehrwert. Die tiefe emotionale Bindung lässt uns instinktiv erkennen, was unser Baby gerade braucht. Wir verzichten freiwillig auf Zeit, Schlaf oder finanzielle Ressourcen, was uns die harte Zeit der Umstellung, eine Familie mit Kind zu sein, viel leichter meistern lässt. Unsere Intuition wird gestärkt, durch die wir genau das können, was das Baby braucht: zeitnah auf seine Bedürfnisse reagieren. Wir müssen der Intuition nur Raum geben. Auch wenn der Prozess des Bondings schon direkt nach der Geburt beginnen kann, ist er nicht verloren, wenn der Start anders läuft als geplant. Sich Zeit nehmen, um sich besser kennenzulernen, kann man auch später noch jederzeit. Dazu muss man auch nicht die leibliche Mutter sein. Auch Partner oder Adoptiveltern können nach der Geburt eine ebenso tiefe Bindung zum Kind entwickeln, wie die Forschung gezeigt hat. Entscheidend ist dabei, wie viel Zeit sie dem Kind widmen. Das ist sogar messbar, denn auch bei ihnen wird der Oxytocin-Spiegel steigen.
Was kann ich im Vorfeld dafür tun, damit das Bonding gelingt?
Die meisten Entbindungskliniken sind sich darüber bewusst, dass die erste Kennenlernzeit eine ganz besondere ist und werden diesem Prozess Raum geben. Dennoch ist es immer gut, dieses Thema im Vorfeld anzusprechen. Wie viel Zeit habe ich nach der Geburt mit dem Kind ungestört? Wird es gebadet, bevor wir kuscheln können? Gibt es Beistellbetten in den Zimmern? Werden spezielle Familien-Zimmer angeboten, damit die Anfangszeit möglichst ungestört verbracht werden kann? Falls das Kind durch einen Kaiserschnitt zur Welt kommt, kann auch die Begleitperson die erste Kuschelzeit mit dem Baby verbringen, bis die Operation der Mutter abgeschlossen ist. In manchen Kliniken ist es aber auch möglich, vor der OP ein Bonding-Top anzuziehen. Dieser Schlauch aus Jersey-Stoff hält das Kind auf der Brust der Mutter. Vor allem wenn der Kaiserschnitt geplant ist, kann man sich so gut vorbereiten.
Bonding für Frühchen
Manchmal kommt alles anders. Wenn Babys zu früh kommen oder aus anderen Gründen weitere intensive medizinische Betreuung brauchen, können wir durch viel direkten Körperkontakt die Reifung und Heilung unterstützen. Forschungen haben gezeigt, dass sich der Herzschlag und die Körpertemperatur durch direkten Hautkontakt stabilisieren und die inneren Organe durch das Tragen am Körper besser nachreifen. Auch den Muskeltonus kann das Baby dadurch besser anpassen. Die Kliniken sind daher darauf eingestellt, dass Eltern sich regelmäßig als perfekter Brutkasten zur Verfügung stellen, auch Kangaroo Care genannt. Dabei kann ebenso das Bonding-Top eine große Hilfe sein. Dadurch, dass das Kind am Körper der Eltern gehalten wird, vermittelt der Jersey-Stoff ein sichereres Gefühl, dass ich nicht aus Versehen, das Kind zur Seite rutschen lasse. Ich kann mit dem Bonding Top auch einfach mal aufstehen und mich anders hinsetzen. Außerdem ist man etwas angezogener und es wird nicht so kühl. Trotzdem hat man immer noch einen schnellen sicheren Zugriff aufs Kind, ohne dass Schläuche oder Kabel hängen bleiben. Durch die Nähe bauen wir also nicht nur Bindungen auf, sondern helfen auch körperlich die die schwierige Anfangszeit zu unterstützen.
Ungestörte Kuschelzeit zu Hause
Die wachsende Eltern-Kind-Bindung ist ein fortlaufender Prozess. Insofern sollten wir uns auch zu Hause immer mal wieder Zeit nehmen, um uns mit allen Sinnen zu erzählen, wer wir sind. Viel Ruhe und direkter Hautkontakt helfen nicht nur dem Baby, die eigenen Vitalfunktionen zu stabilisieren. Durch aufmerksames wahrnehmen der Körpersprache, Mimik und Laute lernen wir zu unterscheiden, ob unser Baby gerade Hunger hat, Bauchweh oder auch einfach nur mal muss. Die Signale des Kindes möglichst früh zu erkennen und darauf zu reagieren, ist von unschätzbarem Wert. Je früher ich beispielsweise erkenne, dass mein Baby Hunger bekommt, desto zeitiger bin ich vorbereitet mit Fläschchen oder bequemem Stillplatz. Dadurch bin ich deutlich entspannter. Und wir erinnern uns: Das Baby bindet sich an die Personen, die besonders zügig seine Bedürfnisse erfüllen.
Wenn das Kuscheln schwer fällt…
Nicht immer ist die Welt rosarot, es kann auch gut sein, dass ich mich nach der Geburt gar nicht so nach Kuschen fühle, besonders dann, wenn diese schwierig, schmerzhaft oder eben ganz anders war als vorgestellt. Dazu kommt der starke Hormonabfall, der zum klassischen Babyblues führen kann. Auch hier hilft der direkte Körperkontakt (Bonding) oder einfach nur intensive Zeit mit dem Kind. Falls ich jedoch längere Zeit Probleme haben sollte, Körperkontakt oder vielleicht sogar die Bindung zuzulassen, ist das ein Thema, zu dem man sich wirklich Hilfe suchen sollte. Erste Ansprechpartner können da die Hebamme oder die Frauen- oder Kinderärztin sein. Denn einen richtige Wochenbettdepression ist gar nicht mal so selten: 8 von 100 Frauen leiden darunter. Sich darüber bewusst sein, dass es sowas gibt und ich damit auch nicht alleine bin, ist ein erster wichtiger Schritt.